Kutschenfahrt durch den Böhmerwald

Eine oberschwarzenberg’sche Liebesgeschichte

Ich fühle mich wie ein Baby. Wohlig warm, in eine Decke eingekuschelt liege ich vor dem offenen Kamin im Chalet und schaue in die Flammen. Mein Rücken, mein Gesicht, alles ist butterweich von der Massage am Vormittag, ich bin satt und glücklich. Zeit und Raum haben ihre Bedeutung verloren. Ich bin im Urlaub und keine zehn Pferde können mich von hier wegbewegen. Aber was ist mit zwei?

Denn plötzlich fällt mir ein, dass ich und mein Mann an der Rezeption eine Mühlviertler Kutschenfahrt gebucht haben – und zwar in einer halben Stunde! Schwerfällig erhebe ich mich von meinem Nest vor dem Kamin, ich will doch nicht nach draußen. Es nieselt und ist kalt. Aber, ich rufe mir in Erinnerung, dass wir uns vorgenommen haben, diesen Urlaub nicht nur herumzuliegen, sondern auch die Gegend rund um das Hotel zu erkunden.

Und so schäle ich mich aus der Decke, ziehe mich warm an, und sitze kurz darauf mit meinem Gatten im Auto. Auf zur Kutschenfahrt im Böhmerwald! Meine Motivation steigt schon während der 20-minütigen Autofahrt in Richtung Oberschwarzenberg, denn es beginnt zu schneien und je weiter wir fahren, desto mehr wird der Schnee, der schwer auf den Bäumen liegt und ihre Äste nach unten drückt.

Und da – der Kutscher wartet bereits auf uns. Sein Name ist Bernhard, er und seine Frau waren schon immer Pferdeliebhaber und das spürt man auch. Dann begrüße ich die Pferde, warmer Dampf kommt aus ihren Nüstern, sie sind sehr zahm. Als ich mich endlich von ihnen losreiße, wickle ich mich in die nächste warme Decke, und setze mich ganz dicht neben meinen Mann auf die Kutsche. Langsam fahren wir los, die Kutsche bewegt sich auf den Kufen leicht durch den Schnee, leise hört man die Glöckchen der Pferde. Hie und da rieselt Schnee von den Bäumen und man sieht ein Eichhörnchen flink auf eine Fichte klettern.

Als wir aus dem Wald kommen, bietet sich ein atemberaubender Ausblick, das Mühlviertel eröffnet sich vor unseren Augen in seiner weißen Pracht. Schließlich lenkt das Pferdegespann nach links, und kommt langsam zu stehen. Erst jetzt merke ich, wie kalt es eigentlich ist. „Butterbrot macht Wangen rot“ scherzt der Kutscher und reicht uns heißen Glühwein. Er erzählt, dass seine Frau ihn zubereitet hat und wie sie zum Kutschenfahren kamen. Auch, dass er vor nicht allzu langer Zeit einen jungen Mann mit seiner Freundin chauffieren durfte und er ihr an diesem Platz, an dem wir gerade stehen, einen Heiratsantrag gemacht hat. Wie romantisch!

Nach dem Glühwein geht es wieder zurück, diesmal in vollem Galopp. Schwer zu glauben, wie rasch eine Stunde vorübergehen kann. Nachdem wir uns verabschiedet haben, flüstert mir mein Mann zu, dass er mich liebt. Es schneit und ist kalt. Ich liebe ihn auch.

*Anmerkung der Autorin: Wenn an dieser schmalzigen Geschichte wenigstens die Hälfte erfunden wäre! Aber nein, ich kam mir tatsächlich vor, als wär ich Teil eines Liebesromans… Unfassbar. Ich verleihe der Kutschenfahrt durch den Böhmerwald aus tiefster Überzeugung das Prädikat empfehlenswert! 🙂

Auf unserer Website haben wir sämtliche Infos zur Kutschenfahrt im Mühlviertel zusammengefasst!